Essays

Beschädigte Schönheit
Eine Ästhetik des Handicaps


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ZVAB Bibliothek (GVK)


Auflage
1. Aufl.
Einband
Hardcover
Umfang
128 Seiten
Erschienen
01. Dez 2014
Status
nicht mehr lieferbar
Format
11,50 x 18,50 cm
Sprache
Deutsch
Verlag
zu Klampen Verlag
ISBN-13
9783866742321
ISBN-10
3866742320

Von der Antike bis in die frühe Neuzeit galten Behinderungen als Makel. Lorenz Jäger zeigt, wie sich diese Einstellung über die folgenden Jahrhunderte wandelte, der versehrte Körper in den Blickpunkt des Interesses geriet, um heute, im Zeitalter der technischen Superlative, zelebriert und bewundert zu werden.

Vulkan, hinkender Gott der Schmiedekunst, war der Mann von Venus, der Schönsten. Während die griechische Antike Behinderungen der Hässlichkeit zurechnete und oft als Zeichen moralischer Fragwürdigkeit deutete, die römische Dichtung sie vornehmlich als Gegenstand der Satire sah, setzt in der frühbarocken Lyrik ein paradoxes Vergnügen am behinderten Körper ein: Vulkan und Venus traten in ein neues Verhältnis. Im 19. Jahrhundert, bei Zola, Anthony Trollope und Benito Pérez Galdós, treten behinderte Protagonistinnen als Attraktionsfiguren ins Zentrum der Romane. Im 20. Jahrhundert findet dieses Interesse die Aufmerksamkeit der Psychoanalyse und wird als »Fetischismus« gedeutet. Über Heimito von Doderer, James Joyce und Arno Schmidt weist Lorenz Jäger auch in die Kunst- und Filmgeschichte, zu Christian Ludwig Attersees »Prothesen-Alphabet« und Luis Buñuels »Tristana«. Schlusspunkt seiner Überlegungen bilden die Londoner Paralympics des Jahres 2012. Nicht nur erreichte die Ästhetisierung des Handicaps dort einen bisher unvorstellbaren Gipfel: Entscheidend wurde die Ablösung des Blicks von außen durch die selbstbewusste Inszenierung, die von behinderten Models wie Aimee Mullins vorbereitet worden war und die unsere ästhetischen Vorstellungen maßgeblich verändern wird.

Autor(en): Lorenz Jäger. Herausgegeben von Anne Hamilton.


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